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Schweiz: Glücksspiel-Mafiosi festgenommen

Schweiz: Glücksspiel-Mafiosi festgenommen

Was dich in diesem artikel erwartet

von: Sabine Löwenberger
Datum:
Lesedauer: min
zuletzt aktualisiert: 19.09.2023

Inhaltsverzeichnis

Die Zürcher Polizei hat einen großen Erfolg im Kampf gegen illegales Glücksspiel und Geldwäsche erzielen können. Nach vier Jahren intensiver Ermittlungen nahm die Zürcher Kantonspolizei letzten Donnerstag fünf Männer in Gewahrsam. Die Bande soll schweizweit ein großes Netzwerk von illegalen Online-Sportwetten- und Casinospielen angeboten und damit dreistellige Millionenbeträge ergaunert haben.

Glücksspielbehörde kämpft gegen Windmühlen

Der Kopf der Bande sei Medienberichten zufolge ein türkischer Staatsangehöriger. Von Zürich aus soll er in mehreren Kantonen ein großes Netzwerk angeführt haben. Zu seinen Komplizen hätten Computerspezialisten, Geldeintreiber und Gaststättenbetreiber gehört. 

Die meisten türkischen Lokale hätten dabei in der Regel als Spielstätten gedient. Doch als Kern des illegalen Glücksspielgeschäfts hätten die Seiten Siskowin.com, Solobet.com und Sportwin.com gedient.

Die Eidgenössische Spielbankenkommission, die Schweizer Glücksspielbehörde, sperrte die Seiten regelmäßig, um so den Zugriff auf das Spielangebot einzuschränken. Nach leichten Veränderungen an den URLs seien die Seiten wieder live gegangen. Die Liste der gesperrten Domains ist mittlerweile auf 1.456 Einträge angewachsen.

Mehrere Millionen Schweizer Franken im Monat

Ein Insider soll den Medien gegenüber geäußert haben, dass der kriminelle Clan mehrere Millionen Schweizer Franken ergaunert habe. Ein großer Teil des Geldes sei in die Türkei transferiert worden. Dort werde es für die Finanzierung von Schwerstdelikten wie Menschen- und Drogenhandel verwendet, erklärte Andrea Wolfer von der Eidgenössischen Spielbankenkommission.

Ein Informant, der anonym bleiben wollte, erklärte der Presse gegenüber, dass die Polizei viel zu lange zugesehen habe:

„Das ist eine richtige Mafia. Wenn du nicht zahlen kannst, stehen sie zu sechst vor deiner Tür!“

Das Kartenhaus bricht zusammen

Der türkische Mafia-Boss habe ein regelrechtes Schneeballsystem entwickelt. Allerdings sei dieses außer Kontrolle geraten, was der Bande am Ende auf die Füße gefallen sein dürfte. Die Aktivitäten hätten das Interesse der Staatsanwaltschaft und der Strafverfolgungsbehörden geweckt.

Dennoch habe sich der Mafia-Boss sicher gefühlt, unter anderem, weil er auch Kontakte zu einflussreichen Personen gepflegt habe. So sei er erst im Juli vom Präsidenten der Nordzyprischen Republik, Ersin Tatar (63), empfangen worden. Zypern gilt als eine der Hochburgen für Glücksspiel. Angeblich habe der Mafiosi seine Geschäfte auf Zypern ausweiten wollen.  

Seiner Sache sicher verkündete der Mafiose auf Instagram:

„Ihr Schakale habt immer noch nicht gelernt, dass es NICHT vorbei ist, bis ich sage, dass es vorbei ist!!!“

Das Ende des illegalen Glücksspiel-Netzwerks

Aufgedeckt worden seien die illegalen Aktivitäten des türkisch-schweizerischen Clans schließlich von SRF investigativ im Oktober 2022. Die Journalisten dürften bei ihren Recherchen dem Fluss des Geldes gefolgt sein.

Wie Blick berichtete, habe sich der türkische Mafiosi am Bezahlsystem AntePAY beteiligt. Diese Prepaid-Bezahlmethode gilt als verbreitetes Zahlungssystem für illegales Glücksspiel.

Dies habe zunächst gut funktioniert und der Zahlungsdienstleister habe einen guten Ruf genossen. Das Unternehmen sei sogar als Sponsor für den FC Zürich aufgetreten.

Allerdings hätten die Journalisten aufgedeckt, dass es sich bei AntePAY mitnichten um ein solides und funktionierendes Zahlungssystem gehandelt habe. Im legalen Markt hätten damit keine Transaktionen getätigt werden können, weiß das Portal Reflekt zu berichten. Möglicherweise sei AntePAY einzig dafür erschaffen worden, um als Zahlungsmittel für illegales Glücksspiel zu fungieren.

So äußerte sich ein ehemaliger Spieler:

„Wenn du das gekauft hast, kannst du Casinospiele, Poker, Roulette, Black Jack, Sportwetten (…). Ich kann nichts damit einkaufen, das ist nur für Glücksspiele.“

Vielmehr habe die kriminelle Organisation kräftig daran verdient. Die Bande sitzt nun in Untersuchungshaft und erwartet die Anklage, die mehrere Delikte umfassen dürfte.

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