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DNS-Sperren: Norwegens Regierung blockiert illegale Glückspiel-Webseiten
Die norwegische Regierung hat am vergangenen Freitag, den 20. Oktober 2023, einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Sperrung von illegalen Glücksspiel-Webseiten vorsieht. Nach diesem Gesetz würden alle Internet-Provider dazu verpflichtet, alle Glücksspiel-Plattformen über das Domain Name System (DNS) zu sperren.
Kampf dem illegalen Glücksspiel
Diese Gesetzesänderung erfolgt, nachdem die norwegischen Behörden vor mehr als zwei Jahren Konsultationen über die Möglichkeit einer DNS-Sperre für nicht lizenzierte Websites eingeleitet haben. Die Änderung wurde am Freitag als Empfehlung des Ministeriums für Kultur und Gleichstellung vorgelegt und noch am selben Tag vom Kabinett genehmigt.
Die Finanzinstitute in Norwegen sind bereits dafür verantwortlich, Transaktionen im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel zu verfolgen und zu unterbinden. Letzten Monat gab die norwegische Lotteriebehörde (Lotteritilsynet) jedoch bekannt, dass sie neun Banken überwacht, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen.
Die Internetanbieter müssten nun bestimmte technische Maßnahmen ergreifen. Diese sollen verhindern, dass Nutzer bestimmte Webseiten über globale DNS-Protokolle erreichen können.
Das bedeutet, ein Spieler, der versucht, eine gesperrte Website zu erreichen, wird stattdessen auf eine Landing Page umgeleitet, die Informationen darüber enthält, warum diese Seite gesperrt ist.
Allerdings könnten diese privaten Netzwerksperren möglicherweise nicht zum gewünschten Erfolg führen. Die Verwendung von virtuellen privaten Netzwerken (VPN) stellt eine zum Beispiel effektive Möglichkeit für Internetnutzer dar, DNS-Sperren zu umgehen.
Ein VPN verschlüsselt die Internetverbindung des Nutzers und leitet sie über einen Server, der sich an einem anderen geografischen Standort befindet, wodurch die wahre IP-Adresse des Nutzers und seine DNS-Anfragen verschleiert werden.
VPN-Netzwerke sind ein beliebtes Mittel zur Wahrung der Online-Privatsphäre. Sie können aber auch dazu genutzt werden, auf gesperrte Webseiten Zugriff zu erlangen.
Spielerschutz oder Schutz des Monopols?
Im Gegensatz zu Finnland, dessen Regierung sich letztendlich für einen freien Glücksspielmarkt ausgesprochen hat, hält Norwegen am staatlichen Glücksspielmonopol fest.
Die neue Gesetzgebung könnte möglicherweise eine Folge des andauernden Kampfes großer Glücksspiel-Konzerne gegen die norwegische Regierung sein. So hat der iGaming-Gigant Kindred jahrelang seine Plattformen in Norwegen angeboten.
Am Ende warf der Konzern das Handtuch und zog sein Angebot im September zurück. Auch PokerStars, ein Tochterunternehmen von Flutter Entertainment, kündigte erst letzten Freitag an, sein Online-Pokerangebot in Norwegen einzustellen.
Die norwegische Ministerin für Kultur und Gleichstellung, Lubna Jaffery, gab den Glücksspielbetreibern die Schuld an der Notwendigkeit der DNS-Sperrung. Sie sagte, wenn sie sich an die norwegischen Gesetze gehalten hätten, wäre es nicht nötig gewesen, die Internetanbieter ins Spiel zu bringen.
Jaffery erklärt weiter:
„Wir tun dies in erster Linie, um Glücksspielproblemen vorzubeugen und sie zu begrenzen und um uns um gefährdete Spieler und ihre Angehörigen zu kümmern.“
Die zusätzliche Maßnahme, mit der versucht wird, nicht zugelassene Glücksspielanbieter aus Norwegen fernzuhalten, ist nicht überraschend. Vor weniger als einem Jahr wurde das Monopol von Norsk Rikstoto für ein weiteres Jahrzehnt verlängert.
Allerdings könnte diese Entscheidung recht problematisch sein, konstatieren Kritiker. Studien hätten gezeigt, dass Glücksspielmonopole keinen angemessenen Spielerschutz böten. Außerdem sei bekannt, dass den Regierungen wertvolle Einnahmen entgingen, wenn sie sich dem Glücksspiel verschlössen.
Norwegens Nachbarland Finnland habe diese Lektion mit Veikkaus auf die harte Tour gelernt. Die Zahlen hätten Medienberichten zufolge gezeigt, dass der Versuch eines Monopols gescheitert sei und das Land nun daran arbeite, die Richtung zu ändern.
Europäischer Glücksspiel-Verband fordert Ende des Glücksspiel-Monopols
Norwegen ist nach wie vor eines der letzten europäischen Länder mit einem staatlichen Glücksspielmonopol. Die Lotterie Norsk Tipping hat die Rechte für Online-Casinospiele und Sportwetten, während Norsk Rikstoto für Pferderennen zuständig ist.
Die Möglichkeiten für Online-Glücksspiele sind daher begrenzt. Die European Gaming and Betting Association (EGBA), der europäische Glücksspiel-Branchenverband, hat Norwegen jedoch kürzlich aufgefordert, zu einem Lizenzmodell überzugehen. Nach Ansicht der EGBA sollte Norwegen diesbezüglich dem Beispiel anderer europäischer Märkte wie den Nachbarländern Schweden und Finnland folgen.
Der Generalsekretär der EGBA, Maarten Haijer, erklärte, dass dies dazu beitragen werde, Probleme wie das Glücksspiel von Verbrauchern auf nicht lizenzierten Websites zu bekämpfen. Eine Abkehr von der derzeitigen Position, die die norwegische Regierung dem virtuellen Glücksspiel gegenüber einnimmt, scheint zurzeit eher unwahrscheinlich.