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Dem London Crockfords Casino in Mayfair, dem ältesten Casino Großbritanniens, könnte nach hundertjährigem Bestehen die Schließung drohen. Wie die Daily Mail diese Woche berichtete, hat die Genting Group of Malaysia, der derzeitige Eigentümer des Casinos, einen 30-tägigen Konsultationsprozess mit seinem Team eingeleitet, um über die Zukunft des 80 Mio. GBP teuren Standorts zu entscheiden.
Gemeinsam Wege zum Überleben finden
In dem exklusiven Casino in Mayfair sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, die nun von Entlassung bedroht sind. Seit der COVID-19-Pandemie laufe das Geschäft im Casino eher schleppend, erläutert Paul Willcock, Chief Operating Officer und Präsident von Genting Casinos UK,
Willcock betonte, dass keine Lösung auf den Tisch kommen werde, solange die Meinungen und Vorschläge der rund 100 Angestellten des Casinos nicht berücksichtigt worden seien:
„In unserer Rolle als Arbeitgeber sind unsere Mitarbeiter von immenser Bedeutung und wir sind ihnen gegenüber verpflichtet. Dieser Prozess, der derzeit im Gange ist, wird sich in keiner Weise auf unsere anderen Einrichtungen auswirken.“
Folgen der Pandemie und Ausbleiben zahlungskräftiger Kundschaft
Zu den Faktoren, die zum Kundenschwund geführt hätten, gehöre die 2021 eingeführte Touristensteuer, die bestimmte wohlhabende Touristen abschrecke. Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union können die Menschen nicht mehr mehrwertsteuerfrei einkaufen.
Einige der größten Einzelhändler der Region drängen die Regierung daher, diese Steuervergünstigung wieder einzuführen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Daily Mail startete daraufhin im April die Kampagne „Scrap the Tourist Tax“ (Schafft die Tourismussteuer ab).
Die größten Unternehmen des Landes unterstützten die Kampagne, unter anderem gehören Harvey Nichols, Marks & Spencer und British Airways zu den 350 Marken, die einen offenen Brief an Premierminister Rishi Sunak unterzeichnet haben, in dem sie ein Umdenken fordern.
Letzten Monat warnte der Chef der konkurrierenden Grosvenor Casinos, dass High Roller aus dem Nahen Osten die Metropolen Paris und Mailand London vorzögen und damit ihre Spielstätten in der Hauptstadt an Bedeutung verlören. Betroffen vom Ausbleiben zahlungskräftiger Kundschaft seien auch Casinos wie The Ritz und The Clermont gewesen, die beide geschlossen wurden.
Dabei haben die Casinos im Vereinigten Königreich durchaus eine große wirtschaftliche Bedeutung. Spitzenstandorte führen dem Fiskus jährlich rund 150 Mio. GBP an Steuern zu, generieren 188 Mio. GBP für die Londoner Wirtschaft und mindestens 120 Mio. GBP an zusätzlichen Tourismusausgaben in der Hauptstadt.
Aber Crockfords hat auch unter branchenspezifischen Problemen gelitten. Das von der Gambling Commission im Jahr 2020 erlassene Verbot des Glücksspiels mit Kreditkarten dürfte den Schlag für die Londoner Luxus-Casinos verstärkt haben. Obwohl die Regierung im Rahmen des White Paper zum Glücksspiel Modernisierungspläne versprochen hat, könnten die Änderungen für einige Casinos zu spät kommen.
100 Jahre Geschichte: Das Ende einer Ära?
Das London Crockfords Casino wurde im Jahre 1828 vom Fischhändler William Crockford aus der Arbeiterklasse gegründet. Später wurde er zu einem der reichsten Selfmade-Millionäre Englands.
Ursprünglich war das Crockfords Casino ein privater Glücksspielclub für die Elite der Gesellschaft, der sich am eleganten 50 St James Place in London befand. Die englische Aristokratie und später auch arabische Ölmagnaten gehörten zum erlesenen Kundenstamm der opulenten Spielstätte.
Mit zunehmender Beliebtheit zog das Crockfords Casino später in das Herz von Mayfair um und zog High Roller aus der ganzen Welt an. Zu den Kundenkreisen gehörten unter anderem der schwedische Tennis-Star Björn Borg und der bekannte Poker-Pro Phil Ivey.
Während das Schicksal des Crockfords derzeit noch in der Schwebe ist, verlagern größere Trends in der Branche den Schwerpunkt von den traditionellen terrestrischen Spielstätten in die virtuelle Welt, was große Veränderungen in der Glücksspiellandschaft nach sich ziehen dürfte.