NEWS > Glücksspielsucht: Zahl der Spielersperren steigt

Glücksspielsucht: Zahl der Spielersperren steigt

Glücksspielsucht: Zahl der Spielersperren steigt

Was dich in diesem artikel erwartet

Glücksspielsucht: Steigende Zahlen? Erfahre mehr über die Vervielfachung der Spielersperren im bundesweiten Sperrsystem der OASIS.

von: Benjamin Dziersk
Datum:
Lesedauer: min
zuletzt aktualisiert: 01.06.2023

Inhaltsverzeichnis

Glücksspielsucht: Zahl der Spielersperren hat sich mehr als vervierfacht

Für Menschen mit einem problematischen Spielverhalten gibt es in vielen Ländern die Möglichkeit, sich selbst vom Glücksspiel auszuschließen. In Deutschland handelt es sich dabei um die OASIS Spielersperre. OASIS ermöglicht den Schutz von spielsüchtigen und spielsuchtgefährdeten Personen, indem diese in einer Datei gelistet werden, um ihnen den Zugang zum Glücksspiel zu verweigern. In den vergangenen zweieinhalb Jahren erhielt die Sperrdatei regen Zulauf.

Nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) habe sich die Zahl der Spielersperren seit 2020 mehr als vervierfacht. Der RND beruft sich dabei auf einen Bericht des Regierungspräsidiums in Darmstadt, welches für die bundesweite Sperrdatei zuständig ist. Mehr zu dem deutlichen Anstieg der Problemspieler und dem Spielersperrsystem erfährst du im Folgenden.

Alles Wissenswerte zur OASIS-Sperre

OASIS steht für „Online-Abfrage Spielerstatus“ und der Name ist Programm. Sobald ein Spieler am Glücksspiel teilnehmen möchte, wird vom jeweiligen Anbieter der Spielerstatus online und in Echtzeit abgefragt. Sollte der Spieler in der Sperrdatei gelistet sein, wird ihm der Zugang zum Glücksspiel verwehrt. Das Spielerschutz-Tool betrifft dabei sowohl das terrestrische als auch das Online-Glücksspiel.

Laut dem Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) müssen alle in Deutschland lizenzierten Glücksspielanbieter und -veranstalter an die Sperrdatei angeschlossen sein. Zudem muss vor der Teilnahme am Glücksspiel jede Person in der OASIS-Datenbank abgefragt werden.

Selbst- und Fremdsperre

Bei OASIS gibt es zwei Möglichkeiten einer Spielersperre: Die Selbstsperre, die vom Spieler selbst veranlasst wird, und die Fremdsperre, die durch eine dritte Person erfolgt. Bei letzterem handelt es sich meist um nahestehende Personen wie Partner oder Familienmitglieder. Der Antrag auf Fremdsperre kann gestellt werden, wenn es Hinweise auf Spielsucht oder Verschuldung gibt.

Den Daten des RND zufolge handelt es sich bei knapp 5 % der OASIS-Einträge um eine Fremdsperre. Der Großteil der Spieler erkennt also das eigene problematische Spielverhalten und beantragt selbst eine Sperre.

Dauer der OASIS-Spielersperre

Wer in der Datenbank eingetragen ist, kann für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr am Glücksspiel teilnehmen. Bei Selbstsperren beträgt die Sperrfrist mindestens drei Monate, während es sich bei den Fremdsperren mindestens um ein Jahr handelt. Für die Spielersperren können allerdings auch individuelle Zeiträume festgelegt werden. Diese dürfen die Mindestsperrdauer jedoch nicht unterschreiten.

Über 192.000 Einträge in der Sperrdatei

Ende 2020 habe die OASIS Sperrdatei rund 47.000 Betroffene registriert. Anfang Mai dieses Jahres sei die Zahl der Sperren auf rund 192.600 gestiegen. Das entspreche einem Wachstum von mehr als 400 %. Auch in den vorangegangenen Jahren sei eine stetige Zunahme der Spielersperren erfolgt. Ende 2021 seien es etwa 107.000 Einträge gewesen, während Ende 2022 rund 153.500 Personen in der Sperrdatei gelistet waren.

Der Großteil der Sperren wurde von den Spielern selbst initiiert. Laut RND seien von den 192.600 OASIS-Einträgen mehr als 9.000 auf den Antrag anderer Personen zurückzuführen. Die Anzahl der Fremdsperren durch Partner oder andere Angehörige macht jedoch weniger als 5 % aus. In den vergangenen Jahren sei allerdings auch in diesem Bereich ein kontinuierliches Wachstum festzustellen. So lagen die Fremdsperren zuvor zwischen 7.000 und 8.000.

„Hohe Zahl an Spielersperren spricht Bände“

Laut Burkhard Blienert (SPD), dem Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, spreche die hohe Zahl der Spielersperren Bände. Da sich die Mehrheit der Spieler selbst sperren lassen, müsse der Leidensdruck bei vielen Menschen erheblich sein, sodass sie selbst Einsicht zeigen und etwas unternehmen. Die Spielsucht gehe jedoch nicht nur den Spielsüchtigen an die Substanz, sondern auch deren unmittelbarem Umfeld. Die Frage, die sich uns hier stellt: Sehen wir uns hier mit einem neuen Problem konfrontiert, oder wurde mit OASIS ein Werkzeug geschaffen, mit dem ein bereits bestehendes Problem sichtbar (und behandelbar?) wird?

Fazit

Dem Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung zu Folge sei die hohe Zahl der gesperrten Spieler ein Indiz dafür, dass das Instrument der Spielersperren angenommen werde und auch das Umfeld der Spieler von den Fremdsperren Gebrauch mache. Blienert, der erst kürzlich ein umfassendes Werbeverbot für Glücksspiel und Tabakprodukte forderte, sprach ebenfalls davon, dass Spielsucht im schlimmsten Fall nicht nur die eigene Existenz zerstören und Betroffene in eine Depression mit teils schrecklichen Folgen treiben, sondern auch das Leben der Menschen im Umfeld ruinieren kann.

Daher ist es besonders wichtig, präventive Spielerschutzmaßnahmen zu treffen und Glücksspielsucht frühzeitig zu verhindern. Die aktuellen Zahlen dürften dazu beitragen, dass die Diskussion über den Spielerschutz auch in Zukunft in der Glücksspielbranche relevant bleiben wird.

Casinos-Vergleich unterstützt jegliche Maßnahmen, die nicht nur im Einklang mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 sind, sondern auf die Ziele zur Suchtprävention und dem Spielerschutz einzahlen. Hierbei gilt zu differenzieren, ob die Daten der OASIS ein bereits bestehendes Problem sichtbar machen, oder ob es sich tatsächlich um eine Veränderung im Verhalten der Spieler handelt. Wir bleiben dran und berichten.

Weitere relevante News

Suchtprävention und Beratung

Wenn aus dem Spiel Ernst wird: Aktuellen Studien zufolge liegt die Zahl der Personen, die Suchtverhalten beim Glücksspiel aufweisen, zwischen 134.000 und 416.000. Spielteilnahme erst ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Infos und Hilfe unter www.bzga.de.

Weitere relevante Ratgeber