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Gaming in Germany diskutiert: Lotto-Vermittler als Online-Slot-Betreiber – Chance oder Risiko für Spielotheken?

Gaming in Germany diskutiert: Lotto-Vermittler als Online-Slot-Betreiber – Chance oder Risiko für Spielotheken?

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von: Sonja Çeven
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Lesedauer: min
zuletzt aktualisiert: 02.10.2023

Inhaltsverzeichnis

In seinem gestrigen Webinar hat Gaming in Germany Einblicke in die jüngsten regulatorischen Entwicklungen auf dem deutschen Glücksspielmarkt gegeben. Ein besonderer Diskussionspunkt dabei war die Vergabe von Erlaubnissen für Virtuelles Automatenspiel an Lotto-Vermittler. Die Referenten haben sich über die Vor- und Nachteile der Vermischung beider Marktsegmente ausgetauscht.

Gaming in Germany bezeichnet sich selbst als „B2B-Community für Fachleute, die in der iGaming-Branche oder für damit verbundene Dienstleister arbeiten. Dem gestrigen Seminar folgt am 16. Oktober in Berlin die jährliche Gaming in Germany Conference.

Bewusstsein über legales Online-Glücksspiel gering

Im Webinar zur Sprache kamen Dr. Jörg Hofmann, Seniorparter bei Melchers Rechtsanwälte, Jochen Biewer, Hauptgeschäftsführer der Chevron Group, und Robert Lenzhofer, CEO des Berliner Spielentwicklers Hölle Games. Letzterer habe jüngst eigenständig eine stichprobenartige Untersuchung in Berlin durchgeführt, bei welcher er Leute nach ihrem Online-Glücksspiel-Verhalten befragt habe. 

Dabei habe sich gezeigt, dass viele Menschen noch immer davon ausgingen, dass das Online-Glücksspiel in Deutschland illegal sei. Im Vergleich zu Online-Slots seien Lotto-Produkte in der Gesellschaft weitgehend anerkannt und ihre Legalität bekannt. 

Lotto-Vermittler, die online neben Lotto nun auch Online-Spielautomaten anböten, könnten dadurch indirekt die Information verbreiten, dass auch Online-Slots in Deutschland legal seien.

Lotto24 AG als Konkurrenz für Online-Spielotheken?

Einer der wichtigsten Akteure im Bereich Lotto-Vermittlung sei die Lotto24 AG. Die offizielle Bezeichnung für Vermittler von Lotto-Produkten gemäß der White List der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ist die „Gerwerbliche Spielvermittlung”. 

Die Lotto24 AG wurde im Mai 2019 von Zeal Network SE (vormals Tipp24 SE) übernommen. Zeal ist einer der international bekanntesten Anbieter im Bereich Lotto-Vermittlung bzw. vormals auch im in Deutschland illegalen Segment der Zweitlotterien. 

Seit Oktober 2019 ist Zeal offizieller Partner des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB). Die Lotto24 AG ist auf der Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder verfügt nicht nur im Bereich Gewerbliche Spielvermittlung über eine Erlaubnisse für fünf verschiedene Online-Portale, sondern seit dem 03.04.2023 auch über eine Erlaubnis für Virtuelles Automatenspiel für vier seiner Plattformen. 

Die Websites Tipp24 und Lotto24 verfügen mittlerweile über ein begrenztes Angebot von Online-Slots. Monatlich nutzten rund eine Millionen Menschen in Deutschland die Online-Produkte von Lotto24. Daher komme laut den Referenten die Frage auf, ob Lotto-Vermittler wie Lotto24 zu einer ernsthaften Konkurrenz für Online-Spielotheken werden könnten. 

Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich dies noch nicht einschätzen. Die Referenten sähen daher sowohl Vorteile als auch Risiken dieser Spielform-übergreifenden Anbieter. Die staatlichen Lotterien bzw. die kooperierenden Gewerblichen Spielvermittler würden im Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) 2021 in jedem Fall bevorteilt. Schließlich sei es keinem Lizenznehmer der anderen Sparten erlaubt, auch Lottospiele anzubieten.

In jedem Fall werde diese Regelung des GlüStV, die im internationalen Vergleich einzigartig sei, für eine „Marktstörung” sorgen, so die Referenten. Ob diese eher positiv oder negativ sein werde, bleibe abzuwarten.

Erweiterte Regelung für LUGAS-Limits

Ein weiteres Thema des Webinars waren die jüngsten regulatorischen Änderungen betreffend das Länderübergreifende Glücksspielaufsichtssystem (LUGAS). Dr. Jörg Hofmann berichtete, dass die GGL kürzlich die Betreiber Virtueller Automatenspiele über die Möglichkeit der Erhöhung der monatlichen Einzahlungslimits informiert habe. 

Anders als im Bereich Sportwetten gebe es für die Online-Spielotheken jedoch noch technische Hürden. So sehe die neue Regelung vor, dass maximal 1 % der aktiven Spieler eines Anbieters ein auf maximal 30.000 Euro erhöhtes Einzahlungslimit festlegen dürfen – erfolgreiche Bonitätsprüfung vorausgesetzt. 

Da es sich bei LUGAS jedoch um Anbieter-übergreifende Limits handle und die einzelnen Anbieter keine Einsicht in das System hätten, sei ihre Kontrolle hier begrenzt. Schließlich könne ein Spieler bei Anbieter A ein erhöhtes Limit festlegen, dann aber bei Anbieter B ebenfalls mit erhöhtem Limit spielen. Anbieter B könne damit nicht kontrollieren, ob maximal 1 % der Spieler mit erhöhtem Limit spielten. 

Die GGL müsse hier Klarheit schaffen und noch eine technisch einwandfreie Lösung hervorbringen.

Änderungen am Wettprogramm

Ebenfalls kurz angeschnitten hat Dr. Jörg Hofmann das Thema Wettprogramm. Das auf der Website der GGL veröffentlichte Wettprogramm listet alle erlaubten Sportarten und Ligen auf, für deren Veranstaltungen die lizenzierten Wettanbieter in Deutschland Wetten anbieten dürfen. 

Die GGL habe das Wettprogramm kürzlich in den Sparten Fußball und Tennis erweitert, aber gleichzeitig einige erlaubte Wetten von der Liste entfernt, ohne die Anbieter hierüber in Kenntnis gesetzt zu haben. Hofmann gehe bislang von einem versehentlichen Fehler aus. Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) sei diesbezüglich mit der Behörde im Gespräch.

Online-Casinos und Arbeit der GGL

Kurz angerissen wurde auch die aktuelle Arbeit der GGL insgesamt. Laut Hofmann sei die Behörde mittlerweile insbesondere im Bereich Vollzug sehr aktiv geworden. Das bedeutet, dass das Vorgehen gegen illegale Marktteilnehmer intensiviert wurde. Dies sei sehr zu begrüßen und notwendig, so der Referent. 

Die legalen Anbieter hätten vorwiegend mit der illegalen Konkurrenz zu kämpfen, was gerade angesichts der stark steigenden Compliance-Kosten, insbesondere für international aktive Glücksspiel-Anbieter, problematisch sei. 

Insgesamt sei der Schwarzmarkt nach wie vor ein großes Problem. Dies dürfte insbesondere auf den Bereich Online-Casino zutreffen. Da es jedem Bundesland selbst überlassen sei, ob Online-Casinos vor Ort legal oder illegal sein sollen, komme es hier zu erheblichen Verzögerungen. Hofmann rechne nicht damit, dass in diesem Jahr das erste legale Online-Casino eröffnet werde.

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