NEWS > Fußballprofi Max Kruse am Pokertisch abgezockt

Fußballprofi Max Kruse am Pokertisch abgezockt

Fußballprofi Max Kruse am Pokertisch abgezockt

Was dich in diesem artikel erwartet

von: Sabine Löwenberger
Datum:
Lesedauer: min
zuletzt aktualisiert: 25.08.2023

Inhaltsverzeichnis

Fünf Männer im Alter zwischen 37 und 46 Jahren müssen sich derzeit vor dem Landgericht Dresden wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs in 29 Fällen verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im großen Stil bei illegalen Pokerturnieren betrogen zu haben. Angeklagt ist unter anderem der ehemalige Fußballprofi Ronny Garbuschewski. Zu den Opfern zählen Medienberichten zufolge auch Fußballprofi und Ex-Nationalspieler Max Kruse und der erfolgreiche Pokerspieler Jan-Peter Jachtmann.

Filmreifer Betrug mit moderner Technologie beim Pokerspiel

Die fünf Beschuldigten sollen gemäß der Anklage zwischen 2014 und 2017 in Dresden, Hamburg, Leipzig und Rostock illegale Pokerturniere veranstaltet haben. Dafür sei beispielsweise in Dresden ein eleganter Poker-Room in einem Geschäftsgebäude eingerichtet worden. Berichten zufolge hätten Anwohner regelmäßig teure Fahrzeuge vor dem Gebäude gesehen.

Bei den Spielern habe es sich in der Regel um solvente Personen gehandelt. Diese seien von Garbuschewski angeworben worden. Der Ex-Kicker, auch bekannt als „Sachsen-Beckham“, habe seine Kontakte genutzt, um Spieler für die illegalen Turniere anzuwerben. Garbuschewski hat unter anderem für Fortuna Düsseldorf, den Chemnitzer FC und Energie Cottbus gespielt.

Infrarot-Kameras und Bluetooth: Poker-Betrug mit moderner Technologie

Moderne Technologie habe die Durchführung der Betrugsmasche ermöglicht. So seien die Spielkarten mit Barcodes versehen gewesen, die nur mit Infrarotlicht sichtbar seien. Eine Kamera, die nicht sichtbar am Tisch verbaut gewesen sei, habe die Codes gescannt.

Eine Software habe anschließend berechnet, welcher Spieler die Siegerhand halte. Mithilfe eines akustischen Signals sei diese Information an den Dealer weitergeleitet worden. Diese habe er anschließend mit zuvor vereinbarten Handzeichen an die eingeweihten Mitspieler am Tisch übermittelt. So seien sie in der Lage gewesen, die Ergebnisse der Spielrunden durch ihr Setzverhalten zu steuern.

Der 43-jährige Kartengeber muss sich derzeit ebenfalls vor Gericht verantworten. Er habe früher gern Poker gespielt. Da sei alles legal abgelaufen. Eines Tages hätten ihn einige Personen angesprochen, die ihm das Betrugssystem vorgestellt hätten.

Der Beschuldigte weiter:

„Anfangs war ich neugierig und überrascht, dass so etwas überhaupt funktioniert, dann hatte man keine Wahl mehr. Da waren Leute dabei, denen sagt man nicht, dass man nicht mehr mitmacht.“

Testlauf mit Jan-Peter Jachtmann und Max Kruse

Im Jahre 2014 sei das erste illegale Turnier organisiert worden. Diese Veranstaltung habe als „Testlauf“ dienen sollen, um festzustellen, ob die Masche funktioniere. Auch Max Kruse und Jan-Peter Jachtmann hätten an besagter Pokerrunde teilgenommen.

Jachtmann gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Pokerspieler. Im Jahre 2012 hat er bei der World Series of Poker (WSOP) in Las Vegas eines der begehrten Bracelets gewonnen. Beim Main Event der WSOP 2023 erreichte der deutsche Poker Pro den Finaltisch und gewann 3 Mio. USD. Insgesamt hat Jachtmann im Laufe seiner Karriere knapp 5 Mio. USD gewonnen.

Doch gegen die ausgeklügelte Betrugsmasche kam auch der erfahrene Profi nicht an. Jachtmann soll bei besagtem Spiel rund 20.000 Euro verloren haben. Der in den Betrug involvierte Dealer erklärte vor dem Richter:

„Wenn es ihm nicht auffällt, dann ist es relativ sicher.“

Auch Kruse war an diesem Abend vom Pech verfolgt. Sein Verlust soll sich auf rund 5.000 Euro belaufen haben.

Betrug fliegt auf: LKA führt bundesweit Durchsuchungen durch

Wie der Betrug letztendlich aufflog, ist nicht klar. Im Jahre 2018 begann das Landeskriminalamt (LKA) mit seinen Ermittlungen. 300 Beamte seien im Einsatz gewesen, die bundesweit Geschäftsräume und Wohnungen durchsuchten, unter anderem in Dresden, Zwickau und Markkleeberg.

Im Zuge der polizeilichen Maßnahmen seien sechs Haftbefehle vollstreckt worden. Zudem seien Bargeld und verschiedene Datenträger sowie Betäubungsmittel und eine Schusswaffe beschlagnahmt worden.

Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass die ergaunerten Beträge sich im vier- bis fünfstelligen Bereich pro Spielrunde bewegen dürften. Auf welche Summe sich der Gesamtbetrag belaufen könnte, ist jedoch unklar.

Medienberichten zufolge seien die Angeklagten geständig gewesen. Daher habe die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten im Rahmen eines Deals Bewährungsstrafen zwischen ein bis zwei Jahren in Aussicht gestellt. Am kommenden Freitag soll das Verfahren fortgesetzt werden.

Weitere relevante News

Suchtprävention und Beratung

Wenn aus dem Spiel Ernst wird: Aktuellen Studien zufolge liegt die Zahl der Personen, die Suchtverhalten beim Glücksspiel aufweisen, zwischen 134.000 und 416.000. Spielteilnahme erst ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Infos und Hilfe unter www.bzga.de.

Weitere relevante Ratgeber