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Alarmierende Zahlen: Viele Thüringer mit problematischem Spielverhalten
In Thüringen weisen deutlich mehr Menschen ein Problem mit pathologischem Glücksspiel auf, als lange Zeit angenommen worden war. Dies geht aus dem 1. Glücksspielsuchtbericht der Thüringer Landesregierung hervor, der vor wenigen Tagen unter dem Titel “Suchtprävention im Glücksspiel verbessern” veröffentlicht worden ist.
Beteiligt an dem Bericht waren die “Thüringer Fachstelle GlücksSpielSucht, das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales (TMIK), das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG), das Thüringer Finanzministerium (TFM) sowie federführend das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF)”.
Mehr zu den alarmierenden Zahlen sowie zu verschiedenen spannenden Statistiken zum Glücksspiel in Thüringen erfährst du in diesem Beitrag.
32.400 Thüringerinnen und Thüringer betroffen
Laut dem Glücksspielsuchtbericht, den das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie publiziert hat, haben 32.400 Menschen in Thüringen Probleme mit pathologischem Glücksspiel. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den bisherigen Annahmen. Denn zuvor war von etwa 11.000 Glücksspielsüchtigen im Land ausgegangen worden.
Die neue Zahl gehe auf eine Hochrechnung zurück, die auf Basis einer bundesweiten Glücksspiel-Erhebung angestellt worden sei. Bei dieser Erhebung handele es sich um die BZgA-Studie “Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2019”.
Zahlen zu den Glücksspielangeboten in Thüringen
Nach Darstellung des Berichts haben Glücksspiele mit hoher Ereignisfrequenz ein besonders hohes Suchtpotenzial. Hierunter fallen etwa Geldspielautomaten, Glücksspielautomaten, virtuelle Automatenspiele, Sportwetten und Sofortlotterien.
Der Bericht führt weiter aus, dass in Thüringen die Umsätze auf dem erlaubten Glücksspielmarkt im Jahr 2020 176 Millionen Euro betragen hätten.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 seien 277 Spielhallen in Thüringen verzeichnet gewesen. Hinzu kämen zudem 376 weitere Betriebe, in den Geldgewinnspielgeräte aufgestellt gewesen seien. Hierunter fallen etwa Gaststätten.
Verteilung der Spielanteile nach Spielform
Gerade diese Geldgewinnspielgeräte werden dem Bericht zufolge von den Menschen mit problematischem Spielverhalten, die sich Hilfe suchen, besonders häufig genutzt. Denn von den Glücksspiel-Klienten im ambulanten Suchthilfesystem spielen über 82 Prozent an Spielautomaten, die in Spielhallen und Gaststätten aufgestellt sind.
Wiederum knapp über 70 Prozent der Menschen dieser Gruppe “weisen die Diagnose “Pathologisches Glücksspielen” gemäß ICD-10 auf”, so der Bericht des Thüringer Sozialministeriums.
Andere Spielformen sind unter den Glücksspiel-Klienten im ambulanten Suchthilfesystem deutlich weniger verbreitet. Die Anteile verteilen sich dem Bericht zufolge wie folgt: Glücksspiele im Internet (11,6 Prozent), Sportwetten (6,8 Prozent) und Wetten (2,8 Prozent).
Spieldauer an den Automaten: Teilweise über 12 Stunden
Besonders interessant sind auch die Daten zur Spielzeit, die in dem Bericht dargestellt werden. An den Gewinnspielautomaten in den Gaststätten und Spielhallen spielen die Nutzer der häufigsten Spielform demnach an einem typischen Tag durchschnittlich für zwei bis fünf Stunden (74 Prozent). Mitunter kann die Spielzeit jedoch auch deutlich umfangreicher ausfallen.
Denn bei etwa 41 Prozent der Betroffenen beträgt die maximale Spieldauer an einem Spieltag acht und mehr Stunden. Auch das stellt aber noch nicht die Höchstwerte dar. Bei 13,5 Prozent kann der Spieltag sogar 12 oder mehr Stunden umfassen.
Mehr Statistiken zu den pathologischen Glücksspielern in Thüringen
Der Thüringer Glücksspielsuchtbericht hält darüber hinaus auch noch interessante weiterführende Informationen zu den Betroffenen bereit. Demnach sind die pathologischen Glücksspieler im ambulanten Suchthilfesystem größtenteils männlich, nämlich zu ca. 81 Prozent. Zwei Drittel von ihnen (66,7 Prozent) sind im Alter von 20 bis 39 Jahren.
Nahezu alle haben eine deutsche Staatsbürgerschaft (97,8 Prozent) und etwa 70 Prozent sind ledig. Mehr als die Hälfte verfügt über einen Realschulabschluss beziehungsweise einen Abschluss der Polytechnischen Oberschule (52,7 Prozent). Abitur oder die (Fach-)Hochschulreife haben 14,5 Prozent der Betroffenen.
Darum suchen die Betroffenen Hilfe bei der Suchtberatungsstelle
Der Thüringer Glücksspielsuchtbericht gibt auch Antworten auf die Frage, aus welchen konkreten Gründen die pathologischen Glücksspieler den Weg zur Suchtberatung gehen und sich Hilfe suchen.
In den meisten Fällen sind hier vorrangig finanzielle Probleme ausschlaggebend. Der Bericht des Thüringer Sozialministeriums nennt in diesem Zusammenhang einen Anteil von 64,7 Prozent. Es folgen Probleme im sozialen Umfeld (ca. 54 Prozent) sowie in der Partnerschaft (45 Prozent). Ein weiterer Grund sind Schwierigkeiten bei der Freizeitgestaltung (34 Prozent).
Erschreckende Werte: Die Verschuldung
Erschreckend ist zudem das Ausmaß der Verschuldung, das die Klienten der Suchthilfe mitunter aufweisen. 69,7 Prozent der Hilfesuchenden haben problematische Schulden. Im Durchschnitt beträgt die Schuldenhöhe der Hilfesuchenden mit solchen problematischen Schulden 45.571,47 €.
Aufklärung und Prävention von hoher Wichtigkeit
Die Zahlen des 1. Thüringer Glücksspielsuchtberichts zeigen deutlich, wie wichtig die Prävention ist, um eine Spielsucht frühzeitig zu verhindern. Besonders Spielautomaten haben dem Bericht zufolge ein hohes Suchtpotenzial. Publikationen wie der Bericht des Thüringer Sozialministeriums können dabei helfen, die Situation der Spielsucht zu erfassen, um hiervon ausgehend Gegenmaßnahmen zu entwickeln und Hilfsangebote für Betroffene zu optimieren.