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Nichts geht mehr: Londoner Crockfords Casino schließt nach 195 Jahren
Großbritanniens ältestes Casino, das Crockfords, hat diese Woche nach 195 Jahren seinen Betrieb endgültig eingestellt. Die im Jahre 1828 gegründete exklusive Glücksspielstätte stellte diese Woche ihren Betrieb ein. Damit droht 100 Angestellten die Entlassung. Laut der Betreiber habe das Ausbleiben zahlungskräftiger Kundschaft zur Schließung geführt. Die Eigentümer bezeichneten dies als „Ende einer Ära“.
Treffpunkt für Geldadel und Aristokratie
Das Casino wurde 1828 von William Crockford, einem Fischhändler aus der Arbeiterklasse, gegründet, der später zu einem der reichsten Selfmademänner Englands wurde. Ursprünglich war es ein privater Glücksspielclub für die Elite der Gesellschaft, der sich am eleganten 50 St James Place in London befand.
Das Crockfords Casino war bekannt für seine exklusive Klientel. In den eleganten Räumlichkeiten trafen sich Aristokratie und Geldadel. Mit zunehmender Beliebtheit zog das Crockfords Casino später in das Herz von Mayfair um und zog High Roller aus aller Welt an.
30-tägiger Konsultationsprozess bleibt ergebnislos
Das Casino habe Berichten zufolge während der Pandemie, die mit dem Brexit zusammenfiel, harte Zeiten durchgemacht. Aber die Eigentümer sind der Meinung, dass London für ausländische Touristen nicht mehr attraktiv sei.
Grund dafür sei die „Touristensteuer“, die Kunden davon abhielten, hohe Summen in den Casinos auszugeben. London sei daher für solvente Kunden nicht mehr attraktiv und wählten daher andere Destinationen.
Im September leitete die Genting Group, die Muttergesellschaft des Casinos, eine 30-tägige Konsultation mit ihren Mitarbeitern ein, um über das Schicksal der Spielstätte zu entscheiden.
Letztendlich wurde beschlossen, das im Londoner Stadtteil Mayfair gelegene Casino, dessen Wert auf 80 Mio. GBP geschätzt wird, zu schließen. Infolge dieser Schließung müssen etwa 100 Mitarbeiter mit Entlassungen oder einer möglichen Versetzung in andere Einrichtungen der Genting-Gruppe rechnen.
Paul Willcock, Präsident und Chief Operating Officer von Genting Casinos UK, kommentiert:
„Wie wir bereits angekündigt haben, gibt es eine Kombination von Faktoren, die den Londoner Casinos der gehobenen Klasse einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen globalen Märkten beschert haben, und dies hat zu einer unhaltbaren Zukunft für das Crockfords in Mayfair geführt.“
Willcock fügt hinzu, dass die Schließung dieses Casinos keine Auswirkungen auf die anderen Standorte der Gruppe in Großbritannien habe. Das Unternehmen habe zudem Anstrengungen unternommen, die betroffenen Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens unterzubringen.
Ende der Luxus-Casinos in Großbritannien?
Die Zeit der eleganten und luxuriösen Spielstätten scheinen zumindest in Großbritannien ihrem Ende entgegenzublicken. Casinos wie „The Ritz“ und „The Clermont“ mussten in den letzten Jahren beide schließen, da London gegenüber anderen Glücksspielzentren auf der ganzen Welt an Bedeutung verliert.
John O'Reilly, der Vorstandsvorsitzende der größten britischen Casino-Gruppe Grosvenor, sagte kürzlich in einer Telefonkonferenz, dass High Roller aus dem Nahen Osten, die traditionell die Londoner Casinos mit einem Strom von VIP-Einnahmen versorgten, nun stattdessen Paris oder Mailand besuchen würden.
Auch für die Staatskasse bedeutet der Casino-Schwund hohe Einbußen. Die edlen Spielstätten im Vereinigten Königreich brachten dem Fiskus jährlich rund 150 Mio. GBP an Steuern ein und generierten 188 Mio. GBP für die Londoner Wirtschaft sowie mindestens 120 Mio. GBP an zusätzlichen Tourismusausgaben in der Hauptstadt.