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Die Jagd nach Verlusten messbar machen

Die Jagd nach Verlusten messbar machen

Was dich in diesem artikel erwartet

Erfahre mehr über die Jagd nach Verlusten und wie man sie messbar machen kann.

von: Sandra Gold
Datum:
Lesedauer: min
zuletzt aktualisiert: 06.06.2023

Inhaltsverzeichnis

„Chasing losses“ – Die Jagd nach Verlusten messbar machen

Die „Jagd nach Verlusten“ beschreibt ein Verhalten beim Glücksspiel, bei dem die Spieler versuchen, ihre Verluste durch weitere Einsätze auszugleichen. Dies kann sowohl zu finanziellen als auch psychologischen Problemen führen.

Der Erforschung dieses Phänomens hat sich Dr. Michael Auer verschrieben. Am 1. Juni 2023 stellte er die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Forschungswerkstatt“ des Instituts für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) vor. Zu welchen interessanten Erkenntnissen Dr. Auer kam und wie die KI bei dieser Glücksspielproblematik helfen kann, erfährst du im Folgenden.

Kurz & knapp: Ein paar Informationen zu Dr. Michael Auer und seiner Arbeit

Dr. Michael Auer ist ein österreichischer Psychologe und Statistiker. Er hat mehr als 40 glücksspielspezifische Studien veröffentlicht, die sich vorwiegend auf das Spielverhalten und die Auswirkung von Responsible-Gaming-Tools konzentrieren. Weiterhin hat er 2003 das Unternehmen Neccton gegründet, dessen Schwerpunkt es ist, problematisches Spielverhalten mithilfe von KI zu erkennen. Hierbei war Dr. Michael Auer auch an der Mitentwicklung der Software „Mentor“ beteiligt.

Dabei handelt es sich um ein von Neccton entwickeltes Tracking-Tool, das wissenschaftlich fundierte Methoden und künstliche Intelligenz nutzt, um gefährdete Spieler zu identifizieren und Glücksspielbetreiber zu warnen. Mithilfe des Tools wird das Spielverhalten der Kunden in Echtzeit analysiert. Ansonsten informiert „Mentor“ betroffene Spieler und unterstützt sie mit individuellem Feedback dabei, Spielentscheidungen zu treffen. Das Tool wird mittlerweile bei zahlreichen Glücksspielplattformen in ganz Europa eingesetzt.

Diese fünf Kriterien machen „Chasing losses“ messbar

Die Jagd nach Verlusten ist ein spezifisches Phänomen der Glücksspielsucht, das in vielen diagnostischen Instrumenten, wie Fragebögen, enthalten ist. Dr. Auers wissenschaftliches Interesse bestehe darin, dieses Phänomen anhand der Daten von Online-Spielern messbar zu machen. Hierfür hat er fünf Kriterien entwickelt:

  • Chasing losses innerhalb einer Spielsession

  • Chasing losses über mehrere Sessions hinweg

  • Chasing losses über mehrere Tage hinweg

  • Häufige Einzahlungen innerhalb einer Session

  • Das Beenden von Sessions mit leerem Spielerkonto

Auf Basis dieser Kriterien soll den Spielern ein Score zugeordnet werden, der Auskunft über deren Betroffenheit gibt.

Studie zu der Jagd nach Verlusten

Laut der neuesten Ausgabe des „Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychischer Störungen“ ist die Jagd nach Verlusten ein Schlüsselkriterium für eine Glücksspielstörung. Jedoch mangelt es an Forschungsergebnisse zur Verlustjagd. Daher untersuchte Dr. Auer 2021 in einer Studie fünf mögliche Messgrößen (siehe obige Kriterien). Dabei erhielt er von einem europäischen Online-Casino Zugang zu den Rohdaten von 16.771 Spielern.

Die Studienergebnisse deuteten darauf hin, dass häufige Einzahlungen während einer Session die Jagd nach den Verlusten besser widerspiegelte als die anderen vier Kriterien. Dennoch lieferten alle Messgrößen nützliche Informationen, die zur Erkennung von problematischem Spielverhalten beitragen können.

KI zur Erkennung von problematischem Spielverhalten

Das Ziel Auers Forschungsarbeit ist es unter anderem, mithilfe von KI möglicherweise problematisches Spielverhalten frühzeitig zu erkennen. Dafür muss der Computer mittels Algorithmen aus der großen Datenmenge, die ein Spieler produziert, gewisse Parameter identifizieren, die für ein problematisches Spielverhalten oder eine potenzielle Spielsucht sprechen. Zu diesen Parametern zählt auch das Hinterherjagen von Verlusten.

Damit ein Computer dies leisten kann, muss er zuvor durch eingespeiste Daten angelernt werden. Dr. Auer erklärte in seinem Vortrag, dass die Algorithmen früher vorwiegend mit „Spielersperren gefüttert“ wurden. Mittlerweile sei man jedoch dazu übergegangen, Algorithmen basierend auf Fragebögen zu trainieren.

Fazit

Als Fazit seines Vortrages hielt Auer fest, dass sich die „Chasing losses“-Kriterien als signifikante Hinweise auf möglicherweise problematisches Spielverhalten herausgestellt haben. Eine besondere Aussagekraft habe häufiges Einzahlen innerhalb einer Session sowie das Beenden von Sessions mit leerem Spielerkonto. Auer merkte dabei an: „Problemspieler schaffen es nicht aufzuhören, wenn sie verloren haben“.

Die Ergebnisse von Auers Studie zum Thema „Chasing losses“ könnten den Regulierungsbehörden dabei helfen, neue Sicherheitsmerkmale für Spieler in Erwägung zu ziehen, wie eine maximale Anzahl von Einzahlungen während einer Spielsitzung. Somit könnten Glücksspielbetreiber noch besser erkennen, wenn sich bei den Spielern ein problematisches Spielverhalten anbahnt. Die Erforschung von „Chasing losses“ ist also besonders wichtig, um Maßnahmen zu entwickeln, die zu einem besseren Spielerschutz beitragen.

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